Motorräder aus Suhl hatten schon immer einen guten Klang und das betrifft nicht nur das Auspuffgeräusch,
sondern gilt auch hinsichtlich des hohen Qualitätsniveaus und der bisweilen innovativen ingenieurtechnischen
Leistungen der Suhler Fahrzeugbauer. Bei Simson wurde 1936 das Leichtmotorrad BSW (Berlin Suhler
Waffenwerke) mit dem bewährten 98 ccm Fichtel- und Sachs Motor aus dem nahen Schweinfurt gefertigt.
Da gab es aber lange vorher mit Krieger&Gnädig, BWS (Bernhard Werner Suhl), Zehner u.a. Hersteller von
großvolumigen Motorrädern, die teilweise auf europäischem Höchststandard produzierten. So entwickelte KG
z.B. das erste deutsche Motorrad mit Kardanantrieb am Hinterrad. BMW in München zog wenig später nach
... Überhaupt ergaben sich verschiedentlich Parallelen zu Münchner Motorrädern. Auch findet sich später in
der AWO die Grundkonzeption der KG mit verkleinertem Motor wieder. Infolge der Ergebnisse des Zweiten
Weltkriegs wurden im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands wichtige und bekannte Firmen der ehemaligen
Fahrzeug- und Waffenherstellung in eine SAG (Sowjetische Aktiengesellschaft) mit der Bezeichnung Awtowelo
umgewandelt. Hintergrund war die Produktion von hochwertigen Gütern im Rahmen von Reparationsleistungen
für die Sowjetunion. Das (ab 1957) VEB Fahrzeug- und Gerätewerk Simson Suhl gehörte zu diesen Betrieben.
1948 erteilte die Besatzungsmacht der Firmenleitung den Auftrag, ein Einzylinder-Viertakt-Motorrad mit
12 PS und ca. 100 km/h Höchstgeschwindigkeit zu entwickeln. Bereits im Juli 1949 konnte ein funktionsfähiges
Modell der AWO (als Abkürzung von Awtowelo) gefertigt werden und zum 1. Mai 1950 wurde eine Nullserie von
25 Stück der Öffentlichkeit vorgestellt. Ab September 1950 begann die Serienproduktion der AWO. In der Bezeichnung
425 steht die 4 für den Viertakt-Motor und die 25 für den Hubraum von 250 ccm. Vor 62 Jahren, also
1956, wurde zusätzlich die Serienfertigung der AWO 425 S mit einigen konstruktiven Verbesserungen und gesteigerter
Motorleistung (14 PS bis 1959, 15,5 PS bis 1961) aufgenommen. Durch die enge Zusammenarbeit mit
der Leipziger Firma Stoye wurden sogar Gespanne ab Werk ausgeliefert. Die Motorräder aus Suhl waren sehr
begehrt, Absatzprobleme gab es nicht. Trotzdem musste 1961 die Produktion der AWO auf Grund einer politischen
Entscheidung der damaligen sogenannten Staatlichen Plankommission in Ostberlin beendet werden.
Nach 127.867 AWO/Simson 425 und 84.746 AWO/Simson Sport war Schluss mit der Motorradproduktion. Fortan
liefen in der Thüringer Stadt ausschließlich Kleinkrafträder von den Montagebändern. Bereits 1955 wurde das
erste Kleinkraftrad, das Moped SR 1, entwickelt. Leistung 1,5 PS bei 5000 U/min. 1958 folgte der Kleinroller KR 50
und im Februar 1964 begann der Siegeszug der Simson-Vögel; der zweisitzige Kleinroller KR 51 hatte Premiere.
Neben der Schwalbe wurden auf der Leipziger Frühjahrsmesse noch der Spatz und der Star vorgestellt. Ihnen
folgte 1966 der SR 4-3 Sperber mit 4,6 PS-Motor und einer Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h. Später vervollständigte
der Habicht das SR 4-Programm. Der vorliegende Kalender zeigt Fahrzeuge einschließlich dieser
Typenpalette. Bis 1990 sollten insgesamt 5,2 Millionen Suhler Zweiräder die Werkhallen in Suhl-Heinrichs verlassen.
Damit war „Simson“ zeitweise der umsatzstärkste Hersteller von motorisierten Kleinkrafträdern in Europa.
Abmessungen: Höhe: 30cm Länge: 42cm